Hedys Notizblock
Kleine Schwärmereien über Gelesenes, Gehörtes und Unerhörtes

Zach Wells nimmt uns mit zu seinen Exkursionen: Er ist Paläobiologe und erforscht anhand alter Knochen in Höhlen das Vorkommen früherer Vögel in der Gegend. Er lehrt an der Universität, seine Frau hat es als Dichterin zu einiger Bekanntheit gebracht. Die Ehe ist stabil, ohne nennenswerten Höhepunkte und wird in erster Linie durch die Liebe der beiden zu der gemeinsamen Tochter zusammengehalten.

Eine herrlich böse Geschichte: Eine Frau weiß, was sie will und schreckt vor keinem Mittel zurück, um an ihr Ziel zu gelangen.
Dabei scheint Ann Ambros kein Wässerchen trüben zu können. Die etwas zerbrechlich wirkende, bezaubernde alte Dame ist die Liebenswürdigkeit in Person. Jedenfalls lernt man sie am Anfang des Romans so kennen.

Anne von Canal lädt mich ein, mit ihr nach Gotland zu reisen. Bevor es losgeht, suche ich schnell nach ein paar Informationen und lese auf Wikipedia, dass die schwedische Insel in der Ostsee liegt und Heimat für 57.004 Einwohner ist. Dass sie außerdem für ihre sehr artenreiche Naturlandschaft berühmt ist. Na gut.
Ich fühle mich für diese Reise also gut genug vorbereitet. Und ahne nicht im Entferntesten, was mich erwartet.
Zuerst begegnen wir Pippi Langstrumpf. Schon für diese erste Begegnung hat sich die Reise gelohnt, denke ich, gewohnt, mich in ein bisschen Melancholie einzukuscheln, die das Aufzeigen von schönen Momenten aus der Kindheit zuweilen auszulösen vermag.
Gleich darauf treffen wir den Geist des alten Ingmar Bergmann, und sofort will ich alle Ingmar Bergmann Filme wieder sehen. Das kann ja heiter werden. Ich mache es mir weiter auf meinem Sofa gemütlich.
Ein Wunderwerk aus Japan. „Insel der verlorenen Erinnerungen“ erschien dort schon im Jahr 1994. Jetzt hat der Liebeskind Verlag eine deutsche Übersetzung von Sabine Mangold vorgelegt. Im Liebeskind Verlag mag man es gerne etwas düster, gerne auch Geschichten aus entlegenen Landstrichen, in denen die Einsamkeit beinahe selbst eine Hauptfigur ist. Warum nicht also eine Insel?

„Unter dem Tagmond“ von Keri Hulme erschien 1984 in Neuseeland und wurde, dem S. Fischerverlag sei es gedankt, 1991 auf Deutsch herausgebracht.
Damals las ich zum ersten Mal die Geschichte von Simon, Joe und Kerewin. Dunkel erinnere ich mich daran, dass ich es da schon mochte, sehr mochte, ich kann mich aber nicht mehr genau erinnern, warum. Da war etwas mit diesem Buch, es umgab eine Aura des Ungewöhnlichen. Es war auf jeden Fall dramatisch und geheimnisvoll, es ging darin um Menschen jenseits der Norm und um Gewalt. An einem Kind? Vielleicht. So ähnlich.

Neulich beim Blick über das Bücherregal: Da steht fast vergessen, ein bisschen vergilbt und etwas eingestaubt „Das blutende Herz“, der zweite Roman von Marilyn French aus dem Jahr 1980.
Das habe ich damals in meinen Zwanzigern gelesen, immerhin war die 1929 in Amerika geborene Erzählerin ein erfolgreicher und nicht wegzudenkender Teil der Frauenbewegung in den 60er und 70er Jahren. Und darüber hinaus.
Plötzlich habe ich das unbedingte Verlangen, mal nachzuschauen, ob mir ihre feministische Sicht auf die Welt und darauf, wie Machtverhältnisse verteilt sind, heute noch etwas sagen kann. Sind ihre damaligen Analysen heute vielleicht überholt? Aber vor allem: Mag ich ihren Stil noch immer?

2020 hat gerade erst begonnen, und schon habe ich mein Lieblingsbuch für dieses Jahr entdeckt: „Die Detektive vom Bhoot-Basar“ der Autorin Deepa Anappara.
Schon der Name verrät es: Dieser Roman spielt in Indien.
Jai, der Hauptprotagonist, ist ein neunjähriger Junge. Er lebt mit seiner Familie in einem Viertel am Rande einer großen Stadt. Man könnte sagen, dass seine Lebensumstände prekär sind, dass Armut und Polizeiwillkür das Leben der Menschen dort regieren. Aber Jai interessiert das nicht. Ihn interessieren Polizeiserien im Fernsehen und seine beiden Freunde. Da ist zum einen Faiz, der

Dies ist die Geschichte von Elwood, dem schwarzen Jungen aus einem schwarzen Stadtteil zu einer Zeit, als Rassentrennung in Amerika Alltag war. Es ist das Amerika der 60er Jahre, der Ku-Klux-Klan wütet, Gesetze verbieten Menschen alleine aufgrund ihrer Hautfarbe die Teilhabe am öffentlichen Raum, man sperrt sie weg, diffamiert sie, bestraft Zuwiderhandlungen drastisch, die Lynchjustiz feiert fröhliche Urstände.