Gleich vorneweg: Dieses wunderbare Buch ist nicht nur mein Lieblingsbuch für dieses Frühjahr, sondern auch das zweier meiner Kolleginnen, und es hat das Zeug dazu, das Lieblingsbuch ganz vieler Leser zu werden.
J.R. Moehringer, amerikanischer Schriftsteller, bekannt durch seinen ersten Roman „Tender Bar“, beschreibt in seinem neuen Buch den Werdegang des berühmt-berüchtigten Bankräubers Willie Sutton, der in den 30er Jahren in Amerika fast schon so etwas wie Heldenstatus genoss. Es war die Zeit der Rezession. Arbeitslosigkeit, Armut und Mutlosigkeit waren für viele Amerikaner der bedrückende Alltag.
Und da kommt einer daher, einer aus einfachen Verhältnissen, einer, dem die Umstände und die Zustände der Welt den Zugang zu einem normalen Leben verwehren, und beklaut frech die, die von den Zuständen am meisten profitieren. Den großen Kultstatus genoss Sutton nicht zuletzt, weil er bei den ungefähr 200 Banküberfällen, die er begangen hat, nie jemanden verletzt hat.
Sutton hat aber nicht nur Banken überfallen. Er ist auch immer wieder geschnappt worden. Dass er es geschafft hat, genauso häufig den Hochsicherheitstrakten der Gefängnisse zu entwischen, mag ein weiterer Grund für die Verehrung und Hochachtung sein, die diesem Mann allseits entgegengebracht wird.
Die Geschichte setzt 1969 ein, als Sutton letztlich aus dem Gefängnis entlassen wird. Er ist gealtert und krank, scheint nicht mehr lange zu leben zu haben und beginnt seinen ersten Tag in Freiheit damit, zusammen mit zwei Reportern, die die große Story wittern, seiner Lebensgeschichte nachzuspüren, indem sie zu dritt die Schauplätze seines Lebens in und um New York aufsuchen. So erzählt dieser Roman die Geschichte des großen Bankräubers Willie Sutton in Rückblenden.
Was soll ich sagen: Dieses Buch hat einfach alles, was ein guter Roman braucht. Es ist spannend, eine zarte Liebesgeschichte spinnt sich wie ein roter Faden durch alle Vorkommnisse, es ist außerordentlich gut geschrieben, es platz fast vor Authentizität, ein pralles Buch über ein Leben am Rande der Gesellschaft, trotzig, intelligent und anrührend. Ich gehöre übrigens seit der Lektüre dieses Buches zu den Fans von Willie Sutton.
Kleiner Tipp noch am Rande: Don’t try this at home!