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Renate Dorrestein: Stiefmuttertag

Über die Tücken und Untiefen einer Patchworkfamilie

Der ganz normale Wahnsinn eines ganz normalen Lebens

Eine glückliche Ehe, eine gelungene Stiefmutter-Stieftochter-Beziehung. Doch plötzlich tauchen Risse auf. Der Roman „Stiefmuttertag“ von Renate Dorrestein erzählt von den emotionalen Tücken und Untiefen einer Patchworkfamilie.


Claire ist Anfang vierzig, eine erfolgreiche Künstlerin, führt seit zwölf Jahren mit Axel eine glückliche Ehe und ist der in die Ehe mitgebrachten Josefien eine liebevolle Stiefmutter.


Gleich zu Anfang des Romans merkt man allerdings, dass etwas Gravierendes vorgefallen sein muss. Claire befindet sich auf einer Reise nach England, wo ihr in einer kleinen Stadt ein wichtiger Preis verliehen werden soll. Ihr Mann, der sie eigentlich hätte begleiten sollen, ist nicht dabei. Offensichtlich gab es kurz vor Antritt der Reise einen sehr heftigen Streit. Um was es dabei ging, wird dem Leser erst sehr langsam und in Häppchen erzählt. 


Und das ist möglicherweise die hohe Kunst dieses Buches: Renate Dorrestein ist nicht die allwissende Erzählerin, die stringent von Vorfällen berichtet, vielmehr breitet sie in inneren Monologen die Gedanken und Gefühle der Protagonisten so vor uns aus, dass wie bei einem großen Mosaik die Zusammenhänge erst am Ende ganz sichtbar werden. Besonders wirkungsvoll ist dabei, dass sie die Perspektive wechselt. Dabei erlebt man einige Überraschungen: Nicht ist immer alles so, wie es scheint, es wimmelt nur so von Missverständnissen und Fehlinterpretationen, von Falschannahmen und Überreaktionen. Der ganz normale Wahnsinn des ganz normalen Lebens eben.


So entwickelt die Geschichte eine Spannung, die der eines Krimis in nichts nachsteht. Ich jedenfalls konnte das schmale Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.


Am Ende ist „Stiefmuttertag“ ein Roman, der – getragen von einem leisen, warmherzigen Humor - nicht weniger als ein Hohelied auf die Liebe! Drei große Seufzer der Dankbarkeit an eine so versierte Erzählerin wie Renate Dorrestein!


Renate Dorrestein: Stiefmuttertag

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers

Bertelsmann Verlag 2013, 252 Seiten

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